Der neue Artikel der Zeitschrift Game Informer lässt Franchise Director Tim Longo und Global Brand Director Karl Stewart erneut zu Wort kommen. Das Thema: Die Neugestaltung einer Ikone und der Weg dorthin. Inhaltlich schneidet er sich in vielen Punkten mit dem Artikel vom 10.12.

Nach dem Bekanntgeben des Reboots loderten Diskussionen auf, in denen Fans zwei Positionen bezogen:
1. Der Reboot sei eine neue Chance für das Franchise und die Neudefinierung der Figur Lara Croft notwendig.
2. Der Reboot würde die originale Lara Croft verschmähen und eine Geschichte ausradieren, die zum Erfolg des Frachises beitrug und Lara Croft erst zu dem machte, was sie ist.

Gerne wird vergessen, dass bereits Tomb Raider: The Angel of Darkness eine Abkehr zum „Original“ war und das, obwohl es von Core Design produziert wurde. Wir wollen nicht hoffen, dass der Reboot genauso schlechte Kritiken bekommt wie besagter Teil 6 der Serie, doch ist dies auch unwahrscheinlich, da man aus früheren Fehlern gelernt haben müsste und ein Produkt nicht nochmals vorschnell auf den Markt wirf.

Das leere Blatt, mit dem Crystal Dynamics beginnen wird, ist natürlich alles andere als leer. Fans der Serie werden nie vergessen, wie die früheren Spiele aussahen und wie sie einst Poster von einer sich räkelnden Tomb Raider 2 Lara im Zimmer hängen hatten. Man wird Rhona Mitra, Angelina Jolie und Werner von Croy nicht vergessen. Crystal Dynamics Herausforderung ist, all das, was wir automatisch in die kommende Lara projezieren werden, in ihrer Konzeption einzuplanen und dieses Gebilde von Erinnerungen rückwärts zu transferieren. Am Ende des Spiels muss die Lara rauskommen, die wir kennen, nur moderner, frischer und glaubwürdiger. Letzteres mag vielen nicht schmecken, weil die Glaubwürdigkeit Menschlichkeit voraussetzt. Lara wird also definitv mehr Emotionen zeigen. Angeblich war dies Wunsch vieler Fans: „Many players, including the developers at Crystal Dynamics, felt that the old Lara Croft’s in game persona was too much like her toys: hard and plastic.“

Die große Veränderung kündigte sich bereits mit dem Spin-Off Lara Croft and The Guardian of Light an. Wer so frech ist, ein Tomb Raider ohne Tomb Raider zu machen und Lara als Arcade-Braut umherhüpfen zu lassen, muss schon mächtig was in der Hinterhand haben.

“Ikonen sind Produkte ihrer Zeit. Besonders bei einem Franchise müssen sie mit der Zeit gehen. Die, die an dieser Hürde nicht vorbeikommen, sind zum Scheitern verurteilt. Sie werden verschwinden.”
Tim Longo Jr., Franchise Director

Und er hat Recht damit! Es mag wehtun, aber es gäbe doch nichts schlimmeres, als um jeden Preis eine Serie fortzuführen, die in den Medien als ausgelutscht verschrien wird und die keiner mehr kauft. DAS hat Lara nicht verdient. Ich bin froh, dass sie nicht mit The Angel of Darkness die Bühne verlassen hat, oder mit der Chronik.

Eine Hilfe für das Reboot-Konzept waren die neuen James Bond und Nolan Batman Filme – Lara soll ihrem Charakterkonzept treu bleiben (dem alten!), aber flexibel genug sein, um in neue Richtungen zu preschen.

“Spielecharaktere sind heute viel wichtiger. Lara ist immer in diesem zweidimensionalem Gefüge geblieben. Es ging in erster Linie immer nur darum, dass Lara einfach das tat was sie eben tat, als darum, dass sie jemanden verkörperte zu dem man eine Beziehung aufbauen konnte. Wir müssen den Leuten erst etwas geben, bevor Sie wissen, dass Sie es wollen.”
Tim Longo Jr., Franchise Director

Da die Marke Tomb Raider komplett neu aufgezogen wird, werden offizielle Real-Life Models, aber auch Comics, Filme usw. erstmal von der Bildfläche verschwinden. Die Marke soll nicht durch Marketingkampagnen und Ausläufer verwässert werden. Das mag vor allem für die Comicfans erstmal schade sein, es zeigt aber auch, dass Tomb Raider mit sehr viel Ernsthaftigkeit gepflegt wird.

“Wir haben eine sehr sehr eindeutige Vision davon, was wir darstellen wollen. Wir müssen eine Struktur haben. Und diese Struktur ist ein Regenschirm. Unser Tomb Raider Spiel passt genau in die Mitte – es hält alles zusammen. Und alles was wir in Zukunft tun muss auf diese Stütze zurückführen. Das heisst nicht, dass wir keine zusätzlichen Produkte mehr machen, aber selbst dabei musst du hinschauen und sagen: passt das in unsere Welt?”
Karl Stewart, Global Brand Director


Was sagt denn eigentlich Gameinformer dazu?

„In unserer Zeit mit Crystal Dynamics war eine Sache mehr als deutlich. Die Entwickler des Spiels haben große Pläne bezüglich der neuen Richtung, in die das Franchise gehen soll. Tomb Raider, als Marke, trägt für die Spieler viel Gepäck mit sich herum. Manches davon ist gut, wie Erinnerungen an die Anfänge der Serie. Maches ist unbestreitbar schlecht, wie der Unmut, der sich bei vielen Spielern über die Jahre hinweg entwickelte, weil Lara Crofts virtueller Sex Appeal für Aussenstehende gleichbedeutend mit dem Spielen wurde. Es ist eine große Aufgabe, das Spieler-Publikum dazu zu zwingen, diese unterschiedlichen Erinnerungen für eine neue Vorstellung aufzugeben. Doch genau das hofft Crystal Dynamics und die Zeit, in der wir das Spiel gesehen haben, zeigt, dass sie auf einem guten Weg sind.“

Mehr News zum Tomb Raider Reboot gibt’s am 21.12. auf gameinformer.com.