Ich bin gestern Abend auf einen interessanten Artikel auf Lara’s Levelbase New Tribune gestossen. Der Autor quetzalcoatl beschreibt die Schizophrenie der alten und neuen Lara Croft und die gespaltene Auffassung dessen in der Fangemeinde.
Es wird beschrieben, dass sich zwei große Gruppierungen unter den Fans gebildet haben: Die einen, die Tomb Raider 1-5 und vielleicht auch The Angel of Darkness für das „wahre Tomb Raider“ befinden und die anderen, die die aktuellen Titel ab Tomb Raider Legend und eventuell noch The Angel of Darkness bevorzugen, da die alten Titel nicht mehr den aktuellen Ansprüchen an Grafik und Moves entsprechen.

Das Interesse an den alten Spielen – oder an der alten Lara – macht sich vor allem durch die große Gemeinde der Custom Level Spieler bemerkbar, die zwar – meiner Beobachtung nach – einen Aktivitätsrückgang zu verzeichnen hat, jedoch mit großer Leidenschaft und Treue einen Kern bildet, der dafür sorgt, Tomb Raider und Lara Croft der alten Tage fortbestehen zu lassen.

Ich möchte jedoch nicht auf dem leidigen „Wer ist besser: Core oder Eidos?“ – Thema herumreiten, sondern vielmehr den Gedanken von quetzalcoatl weiterspinnen, der im Grunde besagt, dass wir es im Laufe von 13 Jahren Tomb Raider mit zwei Lara Crofts zutun hatten. Oder vielleicht mit drei, denn The Angel of Darkness befindet sich irgendwo in der Grauzone, zwischen Old School und Moderne. Die alte Lara, karrikaturenhaft, taff und geheimnisvoll, und die neue Lara, die menschlicher, realistischer und nahbarer daherkommt. Können Fans akzeptieren, dass ein Charakter einen solchen Wandel durchläuft? Oder führt es zwangsläufig zu einem Bruch?

Fakt ist: Als klar wurde, dass Tomb Raider VI (The Angel of Darkness) sich erheblich von seinem Vorgängerspiel Tomb Raider: Die Chronik unterscheidet, wurden schlagartige dutzende von Fansites geschlossen. Sicherlich auch aus dem Grund, dass drei Jahre zwischen den Spielen lagen, doch manche Webmaster, wie zum Beispiel J. P. Stüwe von der deutschen Croft Times, sprachen offen davon, dass der Grund ein anderer war.
Nein, nicht das Desinteresse. Nachdem man sich erst mit einer großen Unterschriftenaktion unter dem Titel „Abwarten und Tee trinken“ für die Wiederauferstehung Lara Crofts stark gemacht hatte, folgte der Schlag ins Gesicht. Es würde weder ein Fortbestehen der althergebrachten Serie, noch einen ehrenvollen Abgang geben. Etwas schlimmeres passierte: Man stellte eine aufpolierte Lara vor, eine „Next Generation Lara“, ein neues Gameplay, neue Charakterzüge der Protagonistin…den Engel der Dunkelheit. Auch wenn diese Bezeichnung sich nicht auf Lara bezog, wäre sie treffend. Wenn die Tomb Raider Geschichte je ein dunkles Zeitalter mitgemacht hat, dann dieses.

Jetzt, sechs Jahre nach The Angel of Darkness, ist der Sturm vorbei. Manche Fans haben ihn überstanden und sind nach wie vor ambitionierte Spieler, andere sind abgetaucht und viele sind neu dazugekommen. Junge Fans vor allem, die ein altes Tomb Raider Spiel allein aus technischen Gründen nicht mehr spielen würden. Heute ist Tomb Raider Legend State of the Art: Neuerungen, viele Extras, Action, Abwechslung, Drama. Tomb Raider 9, welches im nächsten Jahr erscheinen soll, wird sicherlich nicht mehr – so wie Tomb Raider Anniversary – noch mal nach hinten blicken. Und wer weiß, vielleicht wird Laras Biografie ja nochmals umgeschrieben oder wir geleiten demnächst ihre Tochter durch galaktische Straßen – immerhin würde Eidos damit der Fangemeinde gleichziehen, die sich nun in der zweiten Generation befindet.