Das erste Mal ist uns die Presse einen Schritt voraus: Kein Journalist aus der Gamingbranche wollte sich lumpen lassen, als Crystal Dynamics seine Pforten öffnete um ihnen volle zwei Stunden Hands-on auf den Xbox Konsolen zu bieten. Getestet wurden dabei die ersten rund zwei Stunden Spielzeit des Reboots, vom bösen Erwachen in der Höhle bis zur Absetzung des ersten Notrufs vom Antennenmast, der auf manchen Screenshots zu sehen ist. Dabei gab es erstmals die Gelegenheit, das Kampf- und Upgradesystem ausgiebig zu testen, während unser Hands-On sich vorwiegend in ruhigeren Gefilden abspielte.
Die Berichte zu diesem ersten großen Spieletest sind zahlreich, daher möchten wir an dieser Stelle zusammenfassen, was die Kritikpunkte – gute wie schlechte – der Tester sind.
Das sagt die Fachpresse
In den ersten zwei Stunden des Spiels hat Lara nichts zu lachen, denn es folgt ein brutaler Kampf nach dem anderen. Alle sind sich einig: So viel Action hat Tomb Raider noch nie hergegeben und trotzdem kann man ihm nicht unkommentiert den Stempel „Actiongame“ aufdrücken. Zwar gibt es immer wieder den Vergleich mit dem früheren Blockbuster Uncharted, doch Tomb Raider biete mehr, sei vielfältiger und tiefgründiger. Grund dafür sind zum einen die ausgereiften narrativen Elemente (Lara kommentiert immer wieder ihre Befindlichkeit) in cineastischer Inszenierung und die Rollenspielelemente, die durch das Skillsystem einen nicht zu vernachlässigenden Anteil bilden.
Am Ende gibt es gar keinen Vergleich mehr – Tomb Raider hat es geschafft innovativ zu sein. Das freut uns ungemein!
Toll ist, dass in fast jedem Fazit zu lesen ist: „Ich will wissen wie die Story weitergeht!“ Tomb Raider schafft es wohl mit verschiedenen Handlungssträngen fast quälende Spannung zu erzeugen. Alles macht neugierig: Die geheimnisvolle Insel, ihre Bewohner, die Endurance Crew und natürlich Lara selbst, die eine persönliche Entwicklung durchmacht. Diese Entwicklung vom unschuldigen Mädchen hin zur Killermaschine scheint sich jedoch zu schnell zu vollziehen. Die meisten bemängeln, dass Lara bereits innerhalb der ersten zwei Spielstunden dazu übergeht, gepanzerte und schwer bewaffnete Gegner ohne mit der Wimper zu zucken aus dem Weg zu räumen. Vielleicht ist im Eifer des Gefechts aber auch einfach keine Zeit zum Jammern – denn davon ab scheint sie oft zu stöhnen und ihre bekannten Monologe zu halten, für manche etwas zu viel des Guten.
Ansonsten kommt Lara gut an, ihre neue natürlichere Optik wird gelobt und ihre Animation scheint alles je dagewesene zu übertreffen. Ob Videosequenzen oder Ingame-Steuerung: Durchweg gibt es nur die höchsten Töne bezüglich der Animation zu hören.
Doch wie kämpft es sich denn eigentlich so? Reicht ein elegant gezückter Bogen aus um es mit den Inselinsassen aufzunehmen? Die Presse sagt Jein. Das Skill- und Upgradesystem scheint durchaus gut zu funktionieren und zum Beispiel beim Bogen einen echten Unterschied zu machen (so ist es zum Beispiel möglich die Geschwindigkeit der Schüsse hochzuleveln), allerdings erscheinen die oft nötigen Stealth-Einlagen noch nicht ganz originär. Das „Anheften“ an Wände um sich zu verstecken und das Umschauen von Ecken ist nicht implementiert, stattdessen ist echte Handarbeit gefragt.
Weniger Handarbeit erfordern diverse aussichtsreiche Kletterpassagen wie der Weg zum großen Antennenmast – die zur Enttäuschung in Form eines Quicktime-Events abgespeist werden. Diese bieten zumindest zu Anfang des Spiels keine Herausforderungen und nehmen dem Spieler zu viel Arbeit ab. Schade, denn was gibt es Schöneres als einen gepflegten Kletterausflug durch eine traumhafte Umgebung? Gerade diese wird nämlich mehr gelobt als alles andere: Wunderschöne organische Areale die den Entdeckergeist wecken, atmosphärische Wetterphysik und viel Liebe zum Detail machen Tomb Raider zu einem Spiel mit dem Superbonus „Top-Atmosphäre“. Und da es gerade die ist, die auch die Tomb Raider Klassiker ausmacht, bin ich sehr glücklich über dieses Prädikat!
Ein verwandtes aber dennoch anderes Kapitel ist die Grafik. Diese sei sehr gut im Sinne von zeitgemäß. Den Wow-Effekt bekommt das Spiel nicht durch eine revolutionäre Engine sondern durch die stimmige „Geheimnisvolle-Insel-Atmosphäre“, getragen unter anderen durch die zahlreichen NPCs und Artefakte aus dem zweiten Weltkrieg oder aus der Frühzeit (Königin Himiko lässt grüßen).
Bei all der Lobhudelei und dem ein oder anderen Kritikpunkt darf man nicht vergessen, dass der Beginn des Spiels auch die Rolle eines Tutorials einnimmt und daher jeden Aspekt des Spiels beinhalten muss. Das kann dann gerne mal den Eindruck erwecken, dass es einfach too much ist. Und wer lässt sich beim Testzocken schon die Zeit, ein Areal bis in den letzten Winkel zu beschnuppern (abgesehen von uns Fans, ist ja klar) und genüsslich die Atmosphäre zu genießen?
Fazit: Der Daumen geht nach oben. Tomb Raider hat Potential und obwohl es nichts neu erfindet ist es dennoch eine Abwechslung im Actiongenre. Sofern die Charakterentwicklung Laras nicht nur zu einer netten Idee verkommt und die Story auch im weiteren Verlauf spannend bleibt, lautet das Medienecho einstimmig: Tomb Raider wird ein Top-Titel des kommenden Jahres!