Die glorreichen Sieben im Tal der Nacktschnecken

Im Jahre des Herrn 2014 sattelten sieben tapfere Tomb Raider aus allen Ecken der Nation erneut ihre Autos und Bundesbahnen um den gefahrvollen aber ruhmreichen Weg zum LG Meeting anzutreten. Dieses Mal führte uns der Weg nach Mittelhessen in die Nähe des schönen Marburg an der Lahn. Eigentlich wäre ja München als Treffpunkt an der Reihe gewesen aber auf Bitte von Minerva und mir hat sich die liebe Gemeinde dankenswerterweise bereit erklärt einen alternativen Austragungsort zu akzeptieren um den Reisevorbereitungen für unser bevorstehendes Sabbat-Jahr entgegenzukommen. Als kleine Entschädigung stellte Minervas Mutter ihr idyllisches Anwesen im berühmten Wohratal zur Verfügung so dass wir uns dieses Mal keinerlei Gedanken um lästige Campingplatz-Vorschriften oder unansehnliche Waschräume machen mussten.

Freitag, 25.07.2014

Obwohl Minerva und ich uns den Freitag extra frei genommen hatten um in aller Ruhe anreisen zu können und das Haus auf das Eintreffen der wilden Horde vorzubereiten, kam es mal wieder anders als geplant und so mussten wir mit leichter Verspätung und Vollgas von Köln nach Marburg rasen. Das Timing stimmte jedoch genau und wir trafen pünktlich um 14:00 Uhr am Marburger Bahnhof ein um Steffen einzusammeln. Nachdem wir im Haus angekommen waren, machten wir uns zunächst die Technologie des 21. Jahrhunderts zunutze und versuchten herauszufinden was das Wetter an dem Wochenende für uns in petto hatte. Diverse Wetter-Apps und Webseiten später waren wir erfolgreich verwirrt und mussten von Hitze und herrlichstem Sonnenschein bis hin zu Gewitter und Unwetterwarnung mit allem rechnen. Also bauten wir sicherheitshalber mit vereinten Kräften den offiziellen LG Meeting-Pavillon auf um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Naja, zumindest bauten wir die Hälfte davon auf, denn selbst für den großzügig angelegten Garten war das Ding einfach zu groß. Gegen 16:00 Uhr trudelten dann auch die bavarischen Teilnehmer Tanja und Nemo ein nachdem sie sich viele gemütliche Stunden lang auf der Autobahn erholt und Nemos Klimaanlage genossen hatten. Nicht allzuviel später kamen dann auch die beiden Damen mit der kürzesten Anreise – Desas und Eny – an und wir waren endlich vollzählig. Drei von uns zogen los in Richtung Supermarkt um Speis und Trank zu beschaffen und da Tanja anscheinend Großes vorhatte, sicherheitshalber auch noch eine Fuhre Kopfschmerztabletten. Ganz oben auf der Liste stand aber auch noch Grillkohle und Holz für das abendliche Lagerfeuer, also steuerten wir zunächst den kleinsten Baumarkt an, den ich je gesehen habe. Kohle gab es zwar (in einer Garage auf dem Hinterhof), aber Holz war keins zu kriegen. Nachdem der freundliche Baumarkt-Mitarbeiter zunächst kurz mit sich haderte ob er das Bauholz seines Chefs zum Verfeuern verkaufen konnte, entschied er sich doch dagegen. Immerhin wusste er Rat wo vielleicht Holz zu bekommen sei und seine Vorschläge reichten von klauen beim Nachbarn über den Besuch eines Dorfes mit angeblichen Holzverkäufern, von dem aber selbst die einheimische Minerva noch nie etwas gehört hatte, bis zum Anrufen eines befreundeten Waldarbeiters. Es war alles nicht so das Wahre also fuhren wir doch erst einmal in den Supermarkt und siehe da – der Rewe verkaufte Kaminholz! Nach getanem Werk kehrten wir zurück zur LG-Basis wo der Rest der Truppe zwischenzeitlich den Garten befriedet hatte. Da wir alle mittlerweile Kohldampf hatten, ging es ans Grillen über der Feuerstelle im Garten. Ordentlich gestärkt hatten wir dann die nötige Energie um gemütlich ums Lagerfeuer zu sitzen und den Abend ins-Feuer-starrend und plaudernd ausklingen zu lassen. Wenn da nur nicht der heimtückische Feind der örtlichen Fauna überall um uns herum gelauert hätte! Es war die Nacktschnecke! In Scharen trieb sie sich im Garten herum und man konnte nie sicher sein wann wieder eines der äußerst aggressiven und hochgefährlichen Biester blitzschnell angeschlichen kam. Die Nerven lagen besonders bei Tanja blank, die letztes Jahr ja schon von Tigermücken und anderem fliegenden Geschnetz gepeinigt wurde, aber die in der gemeinen Nacktschnecke ihre persönliche Nemesis gefunden hatte. Schließlich traf es dann aber doch den armen Steffen, denn eine der Schnecken schien dem Wein zugeneigt und schlich sich kurzerhand in sein Weinglas. Doch Steffen hatte kein Erbarmen und spuckte das Untier ins Feuer um dem Rest der Schnecken-Sippe eine Lektion zu erteilen. Schließlich erbarmte sich dann ein Igel aus der Nachbarschaft und eilte zu unserer Hilfe in den Garten um der Schnecken Herr zu werden.

Samstag, 26.07.2014

Nach einem gemütlichen Indoor-Frühstück begaben wir uns ins schöne Marburg um ein bisschen Sightseeing zu betreiben. Da Minerva und ich uns als Ex-Marburger noch halbwegs auskannten, konnten wir kostenlose Parkplätze ergattern und schlenderten dann an der Lahn entlang in Richtung Oberstadt. Irgendwann war die Idee aufgekommen den Tag mit Tretboot-fahren zu beginnen. Gesagt, getan und wir enterten zwei Plastikboote um per Muskelkraft den Fluss zu befahren. Leider hatte das eine der beiden wohl schon länger keine Ölkanne mehr gesehen und so hatten wir zum herrlichen Wetter und der malerischen Kulisse Marburgs ein ohrenbetäubendes Quietschen als akustische Untermalung. Steffen, Nemo, Minerva und ich waren die Glückspilze, aber dennoch schaufelten wir energisch drauf los und ließen die Anlegestelle schnell hinter uns. Nach ein paar Minuten sahen wir zurück und stellten erstaunt fest, dass das zweite Boot nirgendes zu sehen war. „Schon gesunken?“ fragten wir uns, aber die 3 Lahn-Nixen im anderen Boot hatten sich nur unter eine Brücke versteckt um ein Geocache zu finden. Leider fehlte die wesentliche Information zum Knacken des Rätsels. Nach unserer Boots-Tour ging es zu Fuß weiter und wir nahmen den Aufstieg zur Oberstadt in Angriff. Dabei bewahrheitete sich direkt zu Anfang mal wieder eine Marburger Tatsache: wenn man dort einmal gelebt hat, kann man nicht in die Stadt gehen ohne jemanden zu treffen, den man kennt. Wir trafen eine alte Schulfreundin von Minerva, die lustigerweise ebenfalls für das Wochenende aus Köln zu Besuch gekommen war. Ein bisschen merkte man, dass gerade Semester-Ferien waren, denn man sah viel weniger junge Menschen in den Straßen als es sonst der Fall ist bei einer Stadt in der 20.000 von 70.000 Einwohnern Studenten sind. Wir flanierten in aller Ruhe durch die Oberstadt am Rathaus entlang und wagten schließlich das anstrengende Bergauf-laufen hoch zum landgräflichen Schloss, das über der Stadt thront. Nach kurzer Schlossbesichtigung und ein paar weiteren Gruppenfotos platzierten wir uns zunächst im benachbarten Biergarten (oder was man außerhalb Bayerns eben so nennt) um kurz zu verschnaufen und auf den Bus zu warten, der die leider fußkranke Desas vom Schloss wieder nach unten in die Oberstadt bringen sollte. Eny begleitete sie und der Rest von uns war wieder per pedes unterwegs. Am Brunnen auf dem Marktplatz sammelten wir uns wieder und suchten uns anschließend eine der unzähligen Gaststätten aus um uns ein bisschen zu stärken. Unsere Wahl fiel auf das Cafe Barfuß, wo glücklicherweise draußen gerade ein paar Plätze frei wurden und das zudem sogar mein Marburger Lieblingslokal war. Das Essen war nach wie vor gut, aber die Kellnerin schien leider etwas übellaunig weil sie ihre Semesterferien nicht auch irgendwo anders verbringen konnte. Ausreichend gestärkt traten wir danach den Rückweg nach Wohratal an mit einem kleinen Abstecher in einen großen Baumarkt um dort mehr Kaminholz zu besorgen. Steffen und ich streiften durch den zweistöckigen Laden nur um festzustellen, dass auch dort außer gepressten Holz-Briketts nichts zu kriegen war. Im Supermarkt machten wir auch noch einen Zwischenstopp um die Zutaten für Stockbrot, oder auch „Knüppelkuchen“, zu besorgen. Zurück in Haus und Garten machten wir uns dann an die Vorbereitungen fürs Grillen. Während Steffen und ich ein bisschen morsches Holz aus dem letzten Jahrhundert hackten, das wir am Haus gefunden hatten, kümmerten sich die Damen um Salat und Stockbrot-Teig. Wir wiederholten das Programm des Vorabends mit Grillen und anschließendem Lagerfeuer. Nachdem wir am Freitag Abend bereits Beschallung von der Halsdorfer Dorf-Kirmes genossen hatten, gab es wiederum eine Party in der Nachbarschaft, die uns mit Musik versorgte. Auf dem Land wird anscheinend viel gefeiert an den Wochenenden. Immer auf der Hut vor gemeingefährlichen Nacktschnecken und der gelengtlichen Mücke verbrachten wir einen weiteren entspannenden Abend am Lagerfeuer. Eny erklärte sich bereit ihr Wissen über Fotografie mit Minerva zu teilen und so entstanden einige schöne Bilder bevor wir uns irgendwann alle zu unseren Schlafstätten begaben. Nemo und Steffen hatten ihre Zelte ja bereits am Vortag im Garten aufgestellt, während der Rest von uns sich im Haus verteilte.

Sonntag, 27.07.2014

Den Tag der Abreise begannen wir mit einem weiteren Indoor-Frühstück. Nemo und Tanja brachen anschließend als Erste auf, da sie auch den längsten Heimweg bis nach München hatten. Kaum waren sie losgezogen fiel uns auf, dass Nemo ja am Samstag Geburtstag gehabt hatte, was wir alle sträflicherweise völlig vergessen hatten! Bescheiden wie er ist, hat Nemo sich auch nichts anmerken lassen und ließ uns im Dunkeln. Die Bestürzung war groß, denn die Gelegenheit für eine gepflegte Geburtstagsfeier nach alter LG-Tradition wäre ja gegeben gewesen. Leider war es zu spät und wir konnten später am Tag von daheim nur noch unsere nachträglichen Glückwünsche übermitteln. Eny und Desas reisten als Nächste ab und zurück blieben somit Minerva, Steffen und ich. Wir räumten gemeinsam noch den Rest auf und als Minerva dabei zum ersten Mal an dem Wochenende den Keller des Hauses betrat, fand sie dort zu unserem Erstaunden zwei ganze Euro-Paletten voller Holz-Briketts und einen riesigen Haufen bereits gehacktes Kaminholz vor! Schließlich setzen Minerva und ich Steffen noch am Marburger Bahnhof ab und traten auch die Heimreise in Richtung Köln an. Wieder einmal war es ein schönes LG-Meeting in wie immer sehr netter Runde!