Mit Spannung hatte auch ich auf die Erscheinung von Tomb Raider- The Angel of Darkness gewartet. Es galt in den Medien vor der Veröffentlichung als das beste Tomb Raider, dass jemals gemacht wurde. Eine graphische Überholung (zum ersten mal für PS2), eine packende Story und interessante Charaktere sollten aus Tomb Raider- The Angel of Darkness das beste Tomb Raider Spiel überhaupt machen.
Nachdem der Erscheinungstermin für das Spiel immer wieder verschoben wurde und einige Monate nach dem endlichen Erscheinen zahlreiche Fehler entdeckt wurde, erntete das Spiel Spott und schlechte Kritik und wurde als Untergang der Tomb Raider Ära verhöhnt.
Hier ist nun meine persönliche Kritik zu Tomb Raider- The Angel of Darkness.

Die Story
Im Gegensatz zu den älteren Tomb Raider spielen ist die Story von Angel of Darkness ausgereifter und tiefsinniger. Es geht für Lara nicht mehr nur darum, ein altes Artefakt zu finden, sondern diese Story geht weitaus tiefer.
Laras Mentor, Werner von Croy, wurde brutal ermordet und Lara ist leider die Hauptverdächtige. In Paris wird sie von der Polizei gejagt. Dort im Ghetto untergetaucht, macht Lara sich auf die Suche nach von Croys Mörder und sinkt dabei immer tiefer in die Machenschaften eines uralten Clans um den dunklen Alchemisten Peter van Eckhard. Bald heißt es für Lara mehr nicht mehr nur, den Mörder von Werner zu fassen, sondern auch, Eckhardts Pläne aufzudecken und diese zu stoppen.
Diese packende Story ist die Grundlage von Angel of Darkness. Dabei erfährt der Spieler im Laufe des Spiels immer mehr über die Geschichte und über die beiden verfeindeten Orden, die Lux Veritatis und die Cabal.
Die Story ist im Gegenteil zu den vorherigen Tomb Raider Geschichten düsterer. Der Feind ist Lara immer einen Schritt voraus und tötet alle, die zu viel wissen, auf bestialische Art. Die Story ist ein ständiges Verwirrspiel, was sie umso spannender macht.
Leider ist sie aber auch hie und da ein wenig undurchsichtig, aber wenn man sich alles, was Lara herausfindet, genau anhört und das Puzzle zum Schluss zusammensetzt, dann versteht man die Story trotz Lücken im großen und ganzen.

Die Charaktere
In Angel of Darkness ist Lara hin und wieder auf die Hilfe anderer angewiesen. Dabei gibt es, besonders in Paris, einige Charaktere, welche Lara mit Informationen füllen, z.B. die freundliche Prostituierte Janice oder mürrische Ex- Türsteher Bernard.
Neben diesen Nebencharakteren, mit welchen Lara im Spiel interagieren muss, gibt es aber auch einige neue, so wie bekannte Hauptcharaktere. Werner von Croy segnet in Angel of Darkness leider das zeitliche, er leitet dieses Abenteuer aber ein. Einige Zeit steht Lara ein Mann namens Bouchard zur Seite, welcher sie mit Kontakten zur Waffenbesorgung und mit Informationen füllt.
Ein neuer und für das Spiel wichtiger Charakter ist Kurtis Trent. Er ist ein Ex- Legionär und hilft Lara hin und wieder aus der Patsche. Im Spiel muss der Spieler für einen kurzen Moment diesen jungen Mann sogar steuern. Allerdings füllt Kurtis maximal 10% des Spiels, der Rest gehört immer noch Lara. Kurtis ist das letzte, noch lebende Mitglied der Lux Veritatis. Sein Vater wurde von den Cabal getötet und seitdem hat Kurtis den nicht endenden Drang, sich bei Eckhardt zu rächen.
Die Charaktere sind liebevoll und individuell gestaltet. Jeder ist für das Spiel auf irgendeine Art und Weise wichtig. Dabei ist jeder Charakter anders und manchmal ist es für den Spieler nicht durchschaubar, wer gut und wer böse ist, was das Interesse an den einzelnen Personen noch steigert. Noch nie zuvor waren andere Personen bei Tomb Raider so wichtig für den Verlauf des Spiels. Diesmal muss Lara a la Point and Klick Adventure mit dem Personen reden und sogar aufpassen, dass sie nicht das Falsche sagt, da sich das sonst sogar zum schlechten wenden kann.

Die Schauplätze
Diesmal führt es Lara nur an zwei Orte: Nach Paris und nach Prag. Dafür gibt es einen Punkabzug, da dies in meinen Augen für ein Tomb Raider spiel einfach zu wenig ist.
Der Spieler muss sich diesmal damit abfinden, dass er auch mal einige Zeit unbewaffnet in Zivilkleidung durch das Pariser Ghetto laufen muss. Danach kann man dann aber das wunderschön gestaltete Louvre und eine interessante Ausgrabungsstätte durchforsten.
Die einzelnen Level sind sehr liebevoll gestaltet. Die Macher haben auf kleine Details großen Wert gelegt, was die Levels umso schöner macht. Es gibt viele Rätsel. Von leicht bis schwer ist alles dabei um den Spielspaß zu erhöhen aber manchmal scheinbar auch nur um ihn zu verlängern.
Im Gegensatz zu den älteren Spielen gibt es diesmal weniger Gräber. Es zieht Lara an moderne Orte. Sie findet sich im Louvre wieder oder in einem Genforschungslabor. Es gibt diesmal viele Laser und weniger Falltüren, man muss mehr schleichen und sich ruhig verhalten anstatt einfach in einen Raum zu rennen und klar Schiff zu machen. Allerdings wirkt sich das auf den Spielspaß eher positiv aus, denn passend auch zur Story und natürlich zur Umgebung steigert dies die (An-)Spannung.

Der Sound
Vor allem die deutschen Synchronstimmen sind sehr schön. Da findet man berühmte Stimmen, zum Beispiel die Synchronstimme von Nicolas Cage und auch Thomas Fritsch (lieh schon „Diego“ aus Ice Age die Stimme) synchronisiert einen Charakter in diesem Spiel. Einzigster Punktabzug: Die Synchronisierung passt im Deutschsprachigen Spiel oft nicht zu den Lippenbewegungen der Personen. Da kann es auch schon mal passieren, dass man die Leute sprechen hört, ohne das sie ihre Lippen bewegen.
Die Musik ist wohl, abgesehen von der für Tomb Raider- Legend die beste Musik, die jemals in einem Tomb Raider Spiel zu hören war. Es ist diesmal so, dass die Musik nicht, so wie in den alten Teilen, zu bestimmten Zeitpunkten eingeblendet wird, sondern es läuft meist ein Endlosstück, zum Beispiel im Pariser Ghetto. Passend zur Story ist die Musik dramatisch und düster.

Die Grafik
Mit den älteren Tomb Raider Teilen ist die Grafik von Angel of Darkness kaum noch zu vergleichen. Die Räume wirken weicher, Wasser und Feuer realistischer, die Personen detailreicher.
Auch an Lara hat sich einiges getan. Sie wirkt realistischer und ihre ganzen Konturen sind weicher. Ein kleines Detail, welches Lara realistischer macht und besonders die männlichen Spieler erfreuen wird, ist das auf und ab hüpfen ihrer Brüste beim laufen und springen etc.
Kurtis Trent wirkt noch eine Spur realistischer als Lara. Lediglich seine Haare sind ein Griff ins Klo. Allerdings wirkt sein Kopf im Gegensatz zu Laras nicht so überdimensional.

Das Gameplay
Die Steuerung in Angel of Darkness ist sehr gewöhnungsbedürftig. Lara hat viele Moves drauf und diese brauchen leider alle eine eigene Taste. Dementsprechend kann es schon mal passieren, dass man auf der PS2 total durcheinander kommt oder sich auf der PC Tastatur so verrenken muss, dass man sich nach zwei Stunden spielen eine Sehnenscheidentzündung holt.
Deswegen sollte man sich die Zeit nehmen, die Steuerung zu Beginn des Spiels, noch ehe man mit dem eigentlichen Tutorial beginnt, genau anzusehen und gegebenenfalls einige Tastenbelegungen ändert, so wie es einem halt am liebsten ist.
Einen weiteren Punkabzug gibt es vor allem für die vielen Fehler im Spiel, welche es oft unfertig wirken lassen. Die Feinde sind, man muss leider sagen, strohdoof. Noch nie waren sie so leicht zu erledigen. Das trifft leider auch für die Endgegner zu. Das die Feinde oder Lara selbst mal in der Wand verschwinden können, nervt und macht die Spannung oft zunichte.
Störend ist auch die Tatsache, dass wenn Lara einen Feind erledigt hat und dieser schon regungslos auf dem Boden liegt, Lara immer noch nicht aufhört, auf diesen zu zielen. Weiterlaufen ist in diesem Fall nicht mehr möglich und somit steht man erst mal noch einige Zeit zielend neben den Leichen und muss warten, bis Lara endlich aufhört. Wenn dabei dann von allen Seiten noch mehr böse Männer kommen ist man natürlich dementsprechend aufgeschmissen.
Bei mir persönlich sind beim ersten Spielen keine schlimmen Bugs aufgetreten. Beim zweiten Durchspielen hatte ich allerdings auch einige Soundprobleme. Da ist es zum Beispiel passiert, dass Lara durch einen tiefen Sturz gestorben ist und mir einen nicht endenden Schrei hinterlassen hat. Dieser ist nicht mehr weg gegangen, auch nicht, nachdem ich den Level neu geladen hatte. Somit hatte ich zwei Möglichkeiten: Playstation neu starten oder Ton ausmachen. Dieser Bug trat hinterher immer mal wieder auf und er ist einfach nur störend.

Fazit
Tomb Raider- The Angel of Darkness wurde zum Schluss von den Medien verspottet. Ich denke, das war nur teilweise zu Recht.
Es ist wirklich so, dass die Bugs nerven und den Spielspaß extrem senken. Man sieht dem Spiel an, dass es unfertig ist und das Core anscheinend keine Zeit hatte, es fertig zu stellen. Wäre dies gelungen, wäre dies wahrscheinlich das beste Tomb Raider Spiel überhaupt geworden.
Wenn man allerdings über die Bugs hinweg sieht, so sieht man ein tolles Spiel mit einer packenden Story, einer schönen, detailreichen Grafik, tollen Musik und liebevoll gestalteten Charakteren. Man darf von The Angel of Darkness (leider) keinen Meilenstein der Computerspiele bzw. der Tomb Raider Serie erwarten sondern man muss sich, wieder leider, aufgrund der vielen Fehler die Geduld für dieses Spiel nehmen um es mögen zu können. Mir ist das gelungen, da ich wenige Bugs hatte und meistens über diese hinweg gesehen habe.
Es gibt einen Tipp, den man sich für Tomb Raider- The Angel of Darkness beherzigen sollte um nicht hinterher sagen zu müssen „diese verdammten Bugs haben alles kaputt gemacht, ich musste immer neu starten.“ Bei Angel of Darkness ist es möglich, immer zu speichern, wann man will- deswegen sollte man dies auch nutzen und so oft wie möglich abspeichern. Dann ist Tomb Raider- The Angel of Darkness allemal eine tolles, packendes Spiel und den Namen „Tomb Raider“ auch würdig.