Ich ärgere mich immer noch ein wenig, dass man vor dem Erscheinungstermin schon so viel über Legend verraten hat. Da das Spiel relativ kurz und kompakt ist, wurde so vieles vorweg genommen. Das Tutorial kannte man bereits von den Videos auswendig. Trotzdem hat Legend überrascht; es ist ein völlig neues Tomb Raider und den alten Teilen doch so nah.

Schauplätze
Core Design sagte zu Teil 6 „The Angel of Darkness“: „Lara soll raus aus dem Tombs!“ und es floppte. Auch der vorangehende Teil „Die Chronik“ hatte die Fans bereits mit seinen High-Tech Leveln enttäuscht; umso verwunderlicher, dass Core Design daraus keine Schlüsse gezogen hatte. Die Erklärung dafür: Die Verkaufszahlen waren seit Teil 2 stetig gesunken, Lara war eine Fließbandproduktion geworden und in der Computerspielbranche technisch nicht mehr Up-to-date. Also war das primäre Interesse der Entwicklerfirma, Lara Croft zu neuem Glanz zu verhelfen und sie wieder in eine Vorreiterstellung im Genre zu bringen. Die Lehre daraus; wer alles neu machen will, kann es nicht gut machen.

Crystal Dynamics haben diesen Fehler wieder ausgebügelt. Sie sagten: „Lara muss zurück in die Tombs“ und haben ihr somit ihre Identität wieder gegeben und den Fans die Atmosphäre der glorreichen Tomb Raider Teile aus den Neunzigern. Lara bereist nun wieder Dschungelgebiete und eisige Höhen, wieder ist ein England Level dabei und stickige Gräber. Die Schauplätze sind schön gestaltet und atmosphärisch einwandtfrei.

Schauplatznote: 10

Gameplay
Der Schwierigkeitsgrad dürfte alteingesessenen TR Fans nahezu banal vorkommen. Die Herausforderung liegt hier nicht mehr im Schalter umlegen und Kisten ziehen, vielmehr in der Anzahl der Gegner, die diesmal auch mit Granaten werfen, im trickreichen Besiegen von Endgegnern und waghalsigen Parcours. Legend ist durch und durch ein Action Spiel.
Ich hoffe, dass der nächste Teil wieder adventurelastiger wird.
Die Checkpoints sind fair vergeben und machen somit das selbstständige Speichern in der Tat überflüssig. Könnte man an jeder Ecke abspeichern, gebe es wohl kaum noch eine Herausforderung in Legend.

Die Rätsel beschränken sich in aller Regel auf einen Raum, es ist also nicht nötig, in andere Räume zurück zu laufen oder die Räume zu wechseln. Das Spiel ist somit sehr linear aufgebaut.

Als nervig empfinde ich Laras Headset. Lara habe ich als Einzelkämpfer kennengelernt und nicht als Fan blöder Sprüche. Ich habe es lieber, mit ihr allein zu sein, dadurch erlebe ich das Spiel viel intensiver; außerdem hätte es den Schwierigkeitsgrad etwas angehoben.

Die Steuerung ist eine komplett anders als früher und daher gewöhnungsbedürftig für die, die keine ambitionierten Shooter-Spieler sind. Auch die Kamera sorgt für dauernd wechselnde Blickwinkel was ich persönlich als nervig empfunden habe. Ich hätte mir gewünscht, Lara wie früher immer nur aus einer Perspektive, und zwar von hinten, zu sehen.

Gameplaynote: 8

Grafik
Die Grafik von Tomb Raider Legend ist gut, etwas besonderes wird sie allerdings nur mit aktiviertem Next-Gen, in dessen Genuß ich nicht gekommen bin.

Grafiknote: 9

Sounds
Die Musik war zwar gut, aber meiner Meinung nach um längen schlechter als die aus anderen Teilen. In Legend ist sie sehr dezent, selten actionlastig. Vor allem bei dem Motorradrennen habe ich die Musik aus TR4 verpasst, wo noch Technobeats aufgelegt wurden. Ebenso schade: Keine klassische Musik in Laras Haus, wie sonst üblich.
Die Synchronstimmen sind sehr gut gelungen.

Sounds-Note: 8

Lara Croft
Das Wichtigste ist doch immer noch Lara. Sie hat sich stark verändert in all den Jahren. Von der kleinen, zierlichen, dunklen, schweigsamen aber tuffen Lady ist sie zu einem Landrover Model geworden, zeigt auch mal Trauer und Wut, achtet auf ihre Optik und ist durch und durch „cool“: Sie hat alles was man an High Tech nur haben kann.
Ich finde die neue Lara sehr hübsch. Aber nichts für ungut; sie sieht jetzt aus wie ein Model, nicht mehr so individuell wie einst. Sie ist zu einer großen Frau mit langen dünnen Beinen herangewachsen, nett geschminkt usw. Sie hat Kontakt zu den coolsten Typen und trifft auf ihre coolen Freundinnen die genauso abgefahren sind wie sie. Crystal Dynamics, wo ist das Identifikationspotential? Lara ist mir fremder geworden. Früher hatte man mehr Spielraum, sich Lara Croft vorzustellen; wie sie wohl lebt, was sie mag etc….nun wissen wir es und ob es mir gefällt weiß ich nicht. Schleicht sich da etwas Oberflächlichkeit ein?

Note für Lara: 7

GESAMTURTEIL: 8,6 (von 10)